Gnothi Seauton – Erkenne dich selbst!
Jede Einweihung, jeder spirituelle Weg, jeder schamanische Weg, echtes Druidentum verfolgt im Kern nur ein Ziel: Erkenne dich selbst. Und zwar nicht nur das, was du gern von dir zeigst, sondern vor allem das, was du wegsperrst. Die tiefsten Ebenen deiner Psyche, deinen Schatten. Die Anteile, die du nicht sehen willst, über die du nicht sprichst, und die du vielleicht selbst nicht kennst.
Dieser Weg beginnt nicht mit Gruppenmeditation, Klangreisen oder Ritualen im Kreis, keine Motivations-Bullshit. Er beginnt oft viel simpler – aber auch härter: Dieser Pfad der Selbsterkenntnis, der passiert manchmal
einfach nur, wenn Du lernst allein sein zu können. Nicht einsam. Sondern präsent. Ohne Ablenkung. Auch weg von seiner Frau. auch Familie, einfach Zeit mit sich alleine.
Qualitätszeit mit dir selbst zu verbringen, ohne Reizüberflutung, ohne Flucht ins Außen, ist eine männliche Eigenschaft. Je klarer ein Mann “Alpha” ist, desto weniger fürchtet er diese Stille. Im Gegenteil – er sucht sie. Weil er weiß, dass dort die Wahrheit liegt: Bei ihm selbst. In der Natur, im Gespräch mit seinem Schöpfer und in der Konfrontation mit seiner eigenen Natur und auch seine dunkelsten Fragmente.
Denn genau dort beginnt der Prozess. Der Punkt, an dem du nicht mehr ausweichen kannst, sondern zum hinsehen gezwungen bist. An dem du erkennst, was du über Jahre hinweg weggedrückt hast: deine schlimmsten Schatten. Die verdrängten Emotionen. Die Impulse, die nicht ins Bild passen. Der Zorn. Die Angst. Die Lust zu zerstören. Die Lust, die du nicht aussprechen willst.
Genau da beginnt wahre Mannwerdung. Das ist Schamanismus. Das ist Einweihung. Das ist das, was damit gemeint ist. Der Magier – der wirkliche Magier – kennt seine dunkelsten Impulse genauso gut wie seine stärksten lichtesten Talente und Fähigkeiten.. Ich habe jahrelang magische Tagebücher geführt. Nicht aus Neugier. Sondern weil ich nicht nur überleben wollte. Klarheit wollte. Ordnung. Dunkle und lichte Seiten meines Charakters.
Was da hochkommt, ist war nicht schön. Es ist roh. Wild. Brutal. Aber genau darum geht es. Denn wenn du deinem Schatten begegnet bist, musst du sie nicht mehr im Außen unbedingt ausleben. Ich hab es getan. Eine Zeit lang. Heute nicht mehr. Weil ich weiß, was in mir steckt. Ich bin im Grunde genommen nur einen zehntel Millimeter weg von einem absolut, blutrünstigen
Raubtier…
Mein Totemtier ist der Jaguar. Und das wurde mir in den sechs Jahren bewusst, in denen ich im Wald in Spanien gelebt habe. Mit fünfzehn Katzen an meiner Seite. Irgendwann war es nicht mehr zu übersehen. Der Jaguar – kein Kuscheltier, sondern ein lautloses, tödliches brutales Raubtier. Schnell. Fokussiert. Kompromisslos. Das gefährlichste unter den Großkatzen. Schlimmer als ein Löwe.
Als ich das begriff, war ich erschrocken. Nicht, weil ich ihn nicht wollte – sondern weil ich wusste: Das bin ich. Diese Kraft lebt in mir. Aber ich bin mir dessen bis in die letzte Konsequenz bewusst.
Ich muss nicht damit rechnen, dass plötzlich dunkle Seiten in mir zu Tage treten, weil ich hab sie alle schon angeschaut.
Und genau das lege ich dir ans Herz. Denn die, die plötzlich ausrasten, explodieren, Amok laufen, ganze Schulen nieder schissen – das sind fast immer die, die ihre Schatten nie angeschaut haben. Nie benannt. Nie angenommen.
Deshalb: Nimm dir Zeit. Geh dahin, wo es unangenehm wird. Beschäftige dich mit deiner Psyche. Mit deinen Abgründen. Mit deinen Schatten. Mit den Dingen, die du sonst schnell zur Seite schiebst. Was auch immer da liegt – Wut, verdrängte Sexualität, alte Verletzungen oder rohe Gewalt usw. – Es ist da. Und es gehört zu dir.
Du musst es nicht ausleben. Aber du musst es kennen. Denn nur dann hast du die Kontrolle. Nur dann wirst du nicht von innen heraus sabotiert.
Gnothi Seauton – erkenne dich selbst. Das ist der Weg des Kriegers. Des Schamanen. Des Druiden. Des Menschen, der aufhört wegzulaufen. Das ist Initiation.
Wenn du diesen Weg gehst, wirst du deiner echten Essenz begegnen. Und wenn du da angekommen bist – dann wirst du zum Krieger. Zum Ritter. Zum Mann. 
Mit grünen Impulsen
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Mikjáll Cernunnos – GeneratioNature